RAYA UND DER LETZTE DRACHE | Osnat Shurer und Adele Lim im Interview

Macht euch bereit, denn ein neuer Kracher aus dem Hause Disney steht uns bevor: Raya und der letzte Drache. Der 59. Disney Animationsfilm entführt uns in die südostasiatische Welt von Kumandra. Und die ist nicht nur bildgewaltig, sondern zeigt uns mit seinen Charakteren viel über Vertrauen und Zusammenhalt. Über die spannenden Themen und die große Portion Frauenpower spreche ich mit den Macherinnen von Raya und der letzte Drache im großen Interview.

Weniger Sequels, mehr originale Stories: Ich freue mich persönlich immer über brandneue Geschichten und Charaktere. Und da ist die Story von Raya und der letzte Drache keine Ausnahme. Wir befinden uns in Kumandra – inspiriert durch zahlreiche südostasiatische Kulturen und Länder. Wir begleiten die junge Kriegerin Raya auf der Suche nach dem letzten Drachen Sisu, um ihre Welt vor der bösen Macht Druun zu retten. Doch auf ihrer Reise entdeckt Raya, dass es nicht nur um Mut geht, sondern vor allem um Vertrauen.

Für die spannende Geschichte und die atemberaubende Umsetzung von Raya und der letzte Drache sorgte ein starkes Team der Walt Disney Animation Studios in Kalifornien. Und mit zwei von ihnen durfte ich im Interview über die Hintergründe und die Frauen-Power im neuesten Disney Animationsfilm reden. Produzentin Osnat Shurer (Vaiana) und Drehbuchautorin Adele Lim (Crazy Rich Asians) erzählen über den Entstehungsprozess, die Verarbeitung ihrer persönlichen Wurzeln, die besonderen starken Frauencharaktere und ihre ganz persönlichen Identifikationsfiguren in Disneys Raya und der letzte Drache.

Was ich faszinierend fand, war das fiktive Königreich Kumandra, das offensichtlich von vielen asiatischen Kulturen beeinflusst wurde. Wie haben Sie all die unterschiedlichen Einflüsse der südostasiatischen Länder miteinander kombiniert? Und wie habt ihr sichergestellt, dass es dennoch authentisch und ausgewogen bleibt?

Osnat Shurer: Das ist eine großartige Frage und ich könnte darüber lange sprechen (lacht). Wir wussten schon früh zu Beginn, dass wir fünf geteilte Länder rund um den Drachenfluss haben. Und wir wussten, dass diese durch den Fluss sowohl vereint als auch getrennt voneinander sind. Wir haben angefangen zu recherchieren und eine Reise nach Südostasien gemacht. Und wir reden hier über 11 unterschiedliche Länder mit jeweils verschiedenen Kulturen, Völkergruppen, Religionen und ethnischen Zugehörigkeiten.

Etwas, was uns sofort auffiel, war das Gemeinschaftsgefühl, das wir dort vorgefunden haben. Es gab so viel Diversität, so viele Arten von Menschen. Menschen, die zusammenkommen, zusammen arbeiten. Es ist ein „Wir“-Gefühl, das so viel stärker ist als das „Ich“. Und wir wussten, dass es das ist, worum es in dem Film geht. Wir saßen zusammen und haben darüber gesprochen, was wir als wichtig in einer geteilten Welt empfinden. Welche Botschaft interessiert uns? Und das ist die Botschaft über das Zusammenkommen für ein höheres Gut. Dabei haben wir uns natürlich in den technischen Stil, die Architektur, die Schönheit und die Menschen verliebt. Es ist einfach so großartig. Also beschlossen wir, dass dies die Inspiration für unsere Welt wird.

Aber nicht jedes Land in Kumandra ist ein anderes Land. Kumandra ist ein Fantasieort. In unseren Gedanken hatten die Menschen ihren Ursprung an einem Ort und breiteten sich dann aus. Wenn wir einige der Designprinzipien identifizieren können, die sich durch ganz Südostasien ziehen – und das sind viele – und sie dann darauf anwenden, wie man über Kumandra denkt, wird man feststellen, dass zum Beispiel im Land Herz alles kreisförmig ist. Wie ein Wassertropfen, weil die Bewohner dem Drachen nah sind.

Aber was ist, wenn diese Menschen in verschneiten Bergen leben? Würden sie dort ihr Land anders errichten? Es wurde sehr verschlungen, wir sind sehr tief in die Details gegangen. So hat jedes Land seinen eigenes Gefühl: Farben und Muster und alles. Es war daher eine sorgfältige, aktive Auswahl mit unseren Hauptkreativen, die aus Südostasien stammen, und mit einer Expertengruppe, die mit uns zusammengearbeitet hat. Anthropologen, Archäologen, Textilexperten aus der Region, die uns auf dem Weg begleitet haben, um diesen roten Faden zu finden.

Das klingt wirklich spannend. Und etwas finde ich auch sehr spannend, diese Frage geht an Sie, Adele Lim. Sie kommen aus Malaysia, sind chinesischer Abstammung und leben seit vielen Jahren in den USA. Das ist eine spannende Mischung der Kulturen. Wie hat das Ihre Arbeit an Raya und der letzte Drache beeinflusst?

Adele Lim: Ich finde es toll, dass Sie darauf hinweisen. Ich habe bereits eine Weile als Hollywood-Autorin gearbeitet. Aber der malaysische Teil von mir war in einer Kiste aufbewahrt, weil es wirklich keinen Platz für diese Geschichte gab. Und als ich zu Disney kam, hatten die Regisseure beschlossen, sich auf Südostasien zu konzentrieren. Das ist aufgekommen, als ich direkt dazugestoßen bin. Ich hätte nicht aufgeregter sein können. Denn Sie haben Recht mit den verschiedenen Einflüssen. Als ich in Malaysia aufwuchs, habe ich die ganzen Hongkong-Actionfilme gesehen. Ich liebte die Idee einer starken weiblichen Protagonistin, ob sie nun die Freundin, das gemeine Mädchen oder der Bösewicht war. Egal wie: Sie konnte immer auch noch ein Schwert haben und sie konnte auch immer noch richtig zuschlagen. Und da ich auf eine Mädchenschule gegangen bin, waren viele meiner wichtigsten Beziehungen als junges Mädchen mit anderen Frauen.

So war es für Raya großartig und aufregend, diese enge Beziehung und Freundschaft mit Sisu zu haben, die das Herzstück unseres Films ist. Etwas, das man selten in einem großen Hollywood-Film sieht. Auch ihre Beziehung zu Namaari ist die andere Seite der weiblichen Freundschaft. Jemand, mit dem man eine tiefe Geschichte hat, mit dem man als Kind zusammen gewesen ist. Man ist jetzt befeindet, dennoch fühlt man sich auch zueinander hingezogen. Das war eine spannende Dynamik, die es zu erforschen galt.

Aber in Bezug auf die Kultur hat es auf so vielen Ebenen funktioniert. Einerseits ist es all der Respekt und das tiefe Eintauchen, das Osnat angesprochen hat. Aber auch im Disney Kreativ-Team, bei mir, meinem Co-Autor Qui Nguyen, unserer Head of Story Fawn Veerasunthorn aus Thailand, unserem Story Artist und unserem Animations-Team. Es gab so viele Leute, die bereits bei Disney waren, die entweder aus Südostasien kamen oder dort kulturelle Wurzeln hatten. Daher war es aufregend für uns, diesen Aspekt, mit dem wir aufgewachsen sind, aber noch nie die Chance hatten, ihn zu zelebrieren, in den Disney Film zu bringen.

Es geht daher nicht nur um die äußere Geschichte und Kultur, sondern auch um unsere eigene Geschichte. Wie wir aufgewachsen sind. Das Essen, was wir gegessen haben. Unsere Dynamik mit unseren Eltern. Das in das Drehbuch einfließen zu lassen, aber auch visuell. Und selbst wenn wir nicht darüber sprechen, ist das in der Struktur vorhanden, von der wir hoffen, dass man sie als Zuschauer spürt. Und dass sie sehen, wenn sie aus dieser Region kommen, dass es auch ein Liebesbrief an sie ist.

Oh, das ist es. Und Sie haben es schon gesagt. Raya und der letzte Drache lebt durch starke, mutige und komplexe weibliche Charaktere. Sei es Raya, aber auch Sisu oder Namaari. Das hat Ausdruckskraft. Die Frauen sind nicht eine „Love Interest“, sie sind Helden, Kriegerinnen. War Ihnen von Anfang an bewusst und klar, dass es ein solch frauendominierter Film werden würde?

Osnat Shurer: Nachdem ich von VAIANA kam, der bereits die Richtung freigegeben hatte, war es für mich sehr klar, dass Raya eine unglaubliche treibende Kraft sein wird. In diesem Sinne, ja. Aber erst während des Prozesses wurde Sisu so stark und auch zu einem weiblichen Charakter. Später auch Namaari, die die Antagonistin war. Da haben wir ebenfalls die Tiefe und das Interesse erkannt, das wir hier bekommen können. Für Adele und mich (beide lachen) war es also definitiv etwas, das wir wieder und wieder und wieder gefeiert haben.

Ich muss sagen, für unsere Regisseure und einige unserer Teammitglieder war das etwas, das sie direkt mitgetragen haben. Es gab diese unausgesprochene Übereinkunft im Raum, dass wir sie als Helden ihrer Geschichten und ihrer Reise behandeln. Ihr Geschlecht ist nicht ihr Problem. Ihr Geschlecht ist ihre Stärke. Wie wir als Frauen Probleme lösen können (lacht). Und das war etwas, worauf dieses Team wirklich sehr stolz war.

Adele Lim: Das mit den Frauen im Raum war wunderbar. Wir können das auch in der Welt von Kumandra sehen. In unseren Köpfen war die Idee, welche Welt ideal sein sollte. Und dass es eine 50:50 Aufteilung gibt, wenn man sich unsere Menschenmassen ansieht. Unsere Armee. Die Leute in der Küche. Dass es eine Aufteilung zwischen den Männern und den Frauen gibt. Und wie Osnat sagte, eine Frau zu sein wird für unseren Helden in keiner Weise als Nachteil gesehen.

Das ist so inspirierend, besonders für mich als Frau. Meine letzte Frage ist: Mit welcher Figur in Raya und der letzte Drache können Sie sich am meisten identifizieren?

(Beide lachen)

Osnat Shurer: Oh… Adele?

Adele Lim: Das wirft kein gutes Licht auf mich, aber: Namaari.

Osnat Shurer: (lacht)

Adele Lim: Raya ist einfach wunderbar und fantastisch, und ich habe das Gefühl, dass ich in den besten Teilen von mir „sie“ sein möchte. Aber bei Namaari spüre ich irgendwie diese Wut. Es ist so einfach, die Welt anzuschauen, mit Wut und Zorn erfüllt zu sein und man sie angreifen möchte. Aber auch sie erkennt irgendwann – wenn sie mit der Wahrheit konfrontiert wird -, dass die Art, wie wir die Welt betrachten, manchmal fehlerhaft ist. Ich habe das Gefühl, ich kann mich mit diesem Erzählbogen identifizieren.

Osnat Shurer: (lacht) Ich liebe sie! Und außerdem hat sie den coolsten Blick. Das ist der Grund, oder?

Adele Lim: Oh mein Gott! Und auch ihre Mode, ihr Styling! (lacht)

Osnat Shurer: Ich glaube, ich wollte erst „Raya“ sagen. Aber eines meiner Kreativteam-Mitglieder sagte kürzlich zu mir: „Danke, dass du Benja im Film-Team bist“. Ich glaube, Benja hat mein Herz wirklich berührt. Er ist sehr aufstrebend. Aber auch einfach dieses fortwährende Engagement, alle zusammenzubringen, um diesen Film zu machen. Auch wenn wir die Pandemie haben, auch wenn es 450 Orte waren, von denen wir den Film von Zuhause aus gemacht haben. Er ist jemand, der ehrgeizig ist. Also würde ich sagen, ja, Benja.

Seht hier auch das komplette Interview zu Raya und der letzte Drache als Video in voller Länge:

Danke an Osnat Shurer und Adele Lim für das tolle Interview!

RAYA UND DER LETZTE DRACHE
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Bilder: Disney / Ricky Middlesworth

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